07.10.2025
Das Wasserwerk Rauental testet ein neues Ionentausch-Verfahren zur PFAS-Entfernung – mit dem Ziel einer bundesweiten Zulassung für sauberes Trinkwasser.
Verfahren entfernt PFAS aus dem Grundwasser – deutschlandweite Zulassung in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (UBA) angestrebt - Grundwasser durchläuft weiterhin Aktivkohlefilter
Er wiegt gefüllt 35 Tonnen, ist 7 Meter hoch und fasst ein Volumen von 20 Kubikmetern: Im Juni wurde mittels Spezialtransporter der Ionentauscher ans Wasserwerk Rauental angeliefert. Es handelt sich um einen Filter, gefüllt mit Ionentauscher-Harz, der in Kürze per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) aus dem Grundwasser filtern wird. Die am Wasserwerk Rauental vorhandenen Aktivkohlefilter bleiben zusätzlich und unverändert im Einsatz.
„Das Verfahren durchläuft in Rastatt eine sogenannte erweiterte Wirksamkeitsprüfung (EWP). Ziel ist die deutschlandweite Zulassung von Ionentauscher-Harzen als weitere Aufbereitungsoption zur Entfernung von PFAS aus Grundwasser. Die Stadtwerke Rastatt gehen als Projektpartner einen weiteren konsequenten Schritt in ihrem ganzheitlichen Engagement für sauberes Trinkwasser“, erklärt Olaf Kaspryk, Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt.
Initiatoren des Zulassungsverfahrens und Hersteller des Ionentauscher-Harzes sind die Firmen Jacobi Group aus Schweden, sowie Purolite aus USA mit weltweiten Produktionsstandorten. In Deutschland betreibt Jacobi eine Reaktivierungsanlage für Aktivkohlen. Die während des Projektes entstehenden Kosten werden anteilig von Jacobi und Purolite getragen. Beide Hersteller arbeiten mit vergleichbaren Ionentauscher-Harzen.
Ionenaustauscher-Harze gelten als eine weitere vielversprechende Technologie zur Entfernung von PFAS aus dem Grundwasser. In den USA sind Ionentauscher-Harze seit vielen Jahren erfolgreich zur PFAS-Entfernung im Einsatz. Sie lassen sich vergleichsweise einfach in bestehende Wasseraufbereitungsanlagen integrieren. Die spezielle Funktionsweise und das eingesetzte Ionentauschmaterial, die aktuell im Wasserwerk Rauental getestet werden, sollen nach Abschluss einer mehrjährigen Prüfphase in Deutschland offiziell zugelassen werden.
Bevor ein solches Verfahren dauerhaft in Deutschland eingesetzt werden darf, muss es ein streng geregeltes Prüfverfahren durchlaufen. Grundlage ist § 20 der Trinkwasserverordnung (TrinkwV): Das Umweltbundesamt (UBA) prüft neue Verfahren und Aufbereitungsstoffe sorgfältig und genehmigt sie nur dann zur praktischen Erprobung im Rahmen einer EWP, wenn alle Anforderungen erfüllt sind. Die Liste der zugelassenen Verfahren und Aufbereitungsstoffe wird im Bundesanzeiger veröffentlicht und ist öffentlich einsehbar.
Nach positiver Prüfung durch das UBA wurde das Ionenaustausch-Verfahren nun zur praktischen Erprobung freigegeben. Dieser Praxistest erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Herstellern, Jacobi Group und Purolite, im Wasserwerk Rauental der Stadtwerke Rastatt – unter realen Bedingungen direkt im Prozess der Trinkwasseraufbereitung. Die Durchführung wird streng wissenschaftlich durch das Technologiezentrum Wasser (TZW) begleitet und überwacht. „Wir kontrollieren die PFAS-Werte regelmäßig vor und nach dem Durchgang durch den Ionentauscher. Das liefert uns wertvolle Daten“, erläutert Dr. Marcel Riegel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am TZW. Er ergänzt: „Nach der Passage durch den Ionentauscher durchläuft das Grundwasser die Aktivkohlefilteranlage. Erst danach wird es als Trinkwasser dem Netz zugeführt. Die höchste Qualität des Trinkwassers ist so zu jeder Zeit weiterhin vollständig gewährleistet.“
Im Wasser sind PFAS-Moleküle fast ausnahmslos elektrisch negativ geladen. Diesen Umstand nutzt das Ionentauschverfahren, indem dort positiv geladene Harze zum Einsatz kommen. Sie ziehen die PFAS-Moleküle elektrostatisch an und binden sie dauerhaft an sich. Das gereinigte Wasser verlässt den Filter, während die PFAS-Moleküle an das Harz gebunden bleiben.
Die vorhandenen Aktivkohlefilter hingegen reinigen das Grundwasser durch Adsorption: Aktivkohle zeichnet sich durch eine große innere Oberfläche aus, an der Schadstoffe wie PFAS anhaften. Das im Wasserwerk Rauental eingesetzte Ionentauschmaterial soll insbesondere für die Entfernung von kurzkettigen PFAS, die sich schwieriger durch Aktivkohle entfernen lassen, überprüft werden. Bis zu 80.000 Liter Wasser können den neuen Filter pro Stunde passieren.
Kommunaler Wasserversorger für Rastatt sind die Stadtwerke Rastatt GmbH. Sie versorgen die Menschen zuverlässig mit Trinkwasser in bester Qualität. Aktivkohlefilter in den Wasserwerken in Ottersdorf und Rauental filtern effizient Schadstoffe aus dem Grundwasser, wie regelmäßige Kontrollen belegen. Sie zeigen: Alle Messwerte entsprechen den Vorgaben der Trinkwasserverordnung.
„Ab 2026 gilt eine neue Verordnung, die insgesamt strenger ist – im Versorgungsgebiet Rastatt erfüllt das Trinkwasser bereits heute diese Vorgaben: Alle Werte im Trinkwasser liegen weit unter den künftig geltenden Grenzwerten“, informiert Olaf Kaspryk.