19.04.2023
Stadtwerke Rastatt heben Wasserpreise schrittweise an : neues Tarifmodell für gerechtere Kostenverteilung. Preistreiber sind Investitionen im Kampf gegen PFAS.
RASTATT. Zum 1. Mai wird Trinkwasser in Rastatt teurer – sowohl für Haushalts- als auch Gewerbekunden. Der Preis für jeden verbrauchten Kubikmeter Wasser steigt von 2,08 Euro (brutto) auf 2,54 Euro (brutto). Der Verrechnungspreis für die Vorhaltung, Ablesung und Abrechnung der Messeinrichtung orientiert sich an der Art des Wasserzählers: 92 Prozent der Rastatter Haushalte zahlen dann monatlich 5,30 Euro (brutto) statt wie bisher 3,53 Euro (brutto). Legt man einen durchschnittlichen Wasserverbrauch von 150 Kubikmetern jährlich zugrunde, bedeutet dies Mehrkosten von 7,74 Euro im Monat oder rund 93 Euro (brutto) im Jahr.
Olaf Kaspryk, Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt, erläutert: "Es dürfte niemanden hier überraschen, dass sich in der Preisanhebung vor allem die Kosten für die Entfernung von PFAS aus dem Grundwasser widerspiegeln. Sie machen in den nächsten zwei Jahren fast 30 Prozent im spezifischen Wasserpreis aus." Zudem fließe die allgemeine Inflation sowie die aktuelle Zinssteigerung in die notwendige Preisanpassung mit ein. "Die gute Nachricht ist, dass das Preisniveau für Rastatter Trinkwasser auch mit der Preisanpassung zum Mai noch vergleichsweise günstig ist", informiert Olaf Kaspryk.
Die Landeskartellbehörde Baden-Württemberg erstellt regelmäßig ein Ranking mit den durchschnittlichen Wasserpreisen der 84 privatrechtlich organisierten Wasserversorger im Land. Mit den neuen Tarifen ab Mai 2023 würden sich die Stadtwerke Rastatt in der aktuell laufenden Aktualisierung der Wasserpreisübersicht auf Platz 33 von 84 befinden und damit im vorderen Mittelfeld.
Diese im Grunde genommen lokale Grundwassersanierung und deren Maßnahmen kosten schon heute viel Geld – auch die künftigen Generationen in Rastatt werden dafür bezahlen müssen. "Betrachtet man eine Zeitspanne von 20 Jahren, dann hat der Kampf gegen PFAS bei uns eine Verzehnfachung der Investitionen ausgelöst", bringt Stadtwerke-Chef Olaf Kaspryk das Ausmaß auf den Punkt.
Seit der letzten Preisanpassung 2019 musste das kommunale Unternehmen weitere Maßnahmen in die Wege leiten: Weil sich die PFAS-Fahne auf das Wasserwerk Ottersdorf zubewegt, wird dieses aktuell mit Aktivkohlefiltern ertüchtigt, um die Chemikalien zuverlässig aus dem Grundwasser zu entfernen. Die Kosten für diese Erweiterung sind hauptursächlich für die anstehende Steigerung des Trinkwasserpreises.
Hinzu kommen Planungs- und Genehmigungskosten für neue Brunnen in Ottersdorf. Auch der Bau der Wasserleitung zwischen Niederbühl und nach Förch im vergangenen Jahr schlägt sich in der Preisanpassung nieder. Mit der neuen Leitung wurde der kleinste Ortsteil der Barockstadt ins Netz der Rastatter Wasserversorgung integriert.
Dazu kommen die laufenden Kosten, die in beiden Rastatter Wasserwerken durch die PFAS-Aufbereitung höher anzusetzen sind, und noch jene für Modernisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen. Bislang müssen die Menschen vor Ort die Ausgaben für die PFAS-Problematik über die erhöhten Trinkwasserpreise tragen.
Für eine gerechtere Verteilung der immensen Kosten für die Wassersanierung, die über Jahrzehnte hinweg erforderlich sein wird, setzen sich die Stadtwerke Rastatt vielfältig ein. Zuletzt haben sie gemeinsam mit der Stadt Bühl Klage gegen das Land Baden-Württemberg eingereicht, um dieses in die Pflicht zu nehmen.
"Wir möchten in der angespannten Energiepreislage niemanden über Gebühr belasten. Deshalb haben wir uns für eine langsame, stufenweise Erhöhung der Wassertarife ausgesprochen", erklärt Olaf Kaspryk. Zum Januar 2024 ist die nächste Stufe der Preiserhöhung geplant: Dann zahlen Haushalte einen monatlichen Verbrauchspreis von 2,79 Euro brutto und einen Verrechnungspreis von 6,62 Euro (brutto) pro Monat.
Für 2025 ist eine Neukalkulation und Überprüfung der Preise vorgesehen.