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PFC-Experten üben Schulterschluss in Rastatt

(vom 20.03.2017)

Stadtwerke Rastatt engagieren sich weiter und formieren sich mit Betroffenen aus dem Bundesgebiet – Finanzierungsmodelle sollen Lasten auf mehreren Schultern verteilen

Die perfluorierten Chemikalien (PFC) im mittelbadischen Grundwasser sind kein Einzelfall: Auch in anderen Bundesländern gibt es derartige Funde. Beim zweiten Expertenforum kamen heute (16. März) über 50 Fachleute aus ganz Deutschland auf Einladung der Stadtwerke Rastatt zusammen und diskutierten Lösungsansätze und Strategien für die Zukunft. Es ging um freiwillige Kontrollen, Kooperations- und Finanzierungsmöglichkeiten bei Schadensfällen und um die Frage, wie PFC durch Filtrationstechniken wirkungsvoll und wirtschaftlich aus dem Grundwasser entfernt werden kann. Denn ein Bodenabtrag kommt bei rund 500 Hektar mit PFC verunreinigten Flächen nicht in Betracht. Oberstes Gebot, das betonte Olaf Kaspryk als Gastgeber, sei der Schutz des Lebensmittels Nummer 1, dem Trinkwasser. Als Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt ist er für die Trinkwasserversorgung der 48.000-Einwohner-Stadt verantwortlich und setzt diese ganz im Sinne der Daseinsvorsorge in die Tat um. Denn seit bei einer Vollanalyse im Grundwasser zweier Rastatter Wasserwerke PFC entdeckt wurden, hat er ein ganzes Bündel an Maßnahmen ergriffen. Auf das dritte – und noch einzig in Betrieb befindliche – Hauptwasserwerk in Ottersdorf treibt die Fahne mit PFC-belastetem Grundwasser zu.

Politik ist gefragt

Beim nunmehr zweiten PFC-Expertenforum trugen Experten verschiedene Schadensfälle und den Stand von Forschungsvorhaben zusammen, die auf die Minimierung der PFC im Trinkwasser abzielen. Zentrale Frage dabei: Wer bezahlt die bislang durchgeführten Sicherungsmaßnahmen und die Forschung? Allein für das Einzugsgebiet der Stadt Rastatt kalkuliert Olaf Kaspryk derzeit mit rund acht Millionen Euro Aufwendung zur Ressourcensicherung hinsichtlich für PFC bis 2018 – für ein mittelständisches und kommunal verankertes Unternehmen kaum zu stemmen. Landesumweltminister Franz Untersteller empfahl kürzlich zur Finanzierung der Aufwendungen den Trinkwasserpreis in Rastatt anzuheben. „Aber es kann doch nicht sein, dass die Bürger hier aus der Region über Generationen hinweg für eine Sanierungsmaßnahme bezahlen, die ein Fehler im Überwachungssystem verursacht hat“, hält Olaf Kaspryk entgegen. Die Rolle der Verursacher ist bis heute nicht geklärt.

Im Rahmen des Experten-Forums trugen die Teilnehmer rund 100 ähnliche Fälle zusammen und demonstrierten damit die nationale Tragweite des Themas PFC. Moderator Wilfried Ludwigs vom Steinbeis Transferzentrum Mittelstand sah am Ende ein mehrstufiges Modell zum Umgang mit den Belastungen durch PFC:

  1. Das Schaffen einer Schadensplattform, um die Fälle bundesweit und auch international zuverlässig zu erfassen.
  2. Die Selbstverantwortung der Wasserversorger zu erweiterten Kontrollen hinsichtlich PFC.
  3. Die Kooperation von Versorgern innerhalb der Regionen.
  4. Förderung von Innovation
  5. Eine dreiteilige Finanzierung, an der sich sowohl die Verbraucher als auch Land sowie Bund und EU über Forschungsförderung beteiligen.

Nächste Schritte

„Was ist uns der Schutz des wichtigsten Lebensmittels wert?“, fragte Gastgeber Olaf Kaspryk am Ende der Veranstaltung. Hier sei man beim zweiten Expertenforum ein ganzes Stück weiter gekommen, bedankte er sich bei den Anwesenden. Nun gelte es, die Schritte selbst in die Tat umzusetzen und weiter um die Unterstützung der Politik zu werben. Diese bekommt er in Rastatt von Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch, der sich am Morgen auch in einem Grußwort an die Fachleute gerichtet hatte. In dem bundesweiten Schulterschluss von Betroffenen sieht der Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt die große Chance, nun auch auf Landesebene Gehör und kompetente Ansprechpartner zu finden – die waren der Einladung zum Experten-Forum leider nicht gefolgt.

PFC-Experten in Rastatt PFC-Experten PFC-Experten üben Schulterschluss in Rastatt

Hier die wichtigsten Expertenbeiträge aus der Agenda:

Dr. Gerd Schiffler, Abteilungsleiter Wasser beim Ingenieurbüro Wald & Corbe, stellte das PFC-Monitoring im Grundwasser mit Blick auf das Rastatter Hauptwasserwerk Ottersdorf vor. Auch dort drohe die Verunreinigung; die PFC-Fahne könne dort in wenigen Jahren eintreffen.

Lorena Rodriguez, Chemie-Ingenieurin bei und für das Thema PFC bei den Stadtwerke Rastattn zuständig, stellte gemeinsam mit Dr. Sebastian Hesse von Technologiezentrum Wasser (Karlsruhe) die Forschungsprojekte und Versuche vor, die im Wasserwerk Niederbühl gemacht worden sind. Das Wasserwerk Niederbühl ist aktuell wegen belasteter Brunnen nicht am Netz. Zwei Verfahren wurden dort untersucht mit Blick auf die Minimierung von PFC im Trinkwasser: Ionenaustausch und ein Aktivkohlefilter. Beide Verfahren zeigten gute Ergebnisse. Die Kosten je behandeltem Kubikmeter Wasser werden zum Beispiel bei Aktivkohle auf 23 Cent geschätzt; Ionentausch käme teurer. Für die Wasseraufbereitung im Wasserwerk Rauental haben sich die Stadtwerke Rastatt auch deshalb für das Aktivkohleverfahren zur Entfernung von PFC aus dem Grundwasser entscheiden. Lorena Rodriguez hat die Umsetzung der Forschungsergebnisse im Wasserwerk Rauental erläutert. Der Bau für die Halle, in der künftig die Aufbereitungsanlage installiert wird, startete bereits im vergangenen November. Das Investitionsvolumen dafür veranschlagen die Stadtwerke Rastatt mit rund 3,2 Millionen Euro. 

Thomas Kroll von den Stadtwerken Arnsberg in Nordrhein-Westfalen berichtete von seinen Erfahrungen: Im Einzugsbereich des Flusses Möhne waren 2006 durch kriminelle Machenschaften PFC-belastete Abfälle auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht worden.

Dr. Thomas Held, Experte für die Abschätzung von Boden- und Grundwasserverunreinigungen bei ARCADIS ging auf die Besonderheit von PFC ein: Diese sind mikrobiell nicht abbaubar und sehr mobil. Aktuell gibt es weder ausreichende analytischen Methoden zu deren Verhalten im Quellenbereich noch zuverlässige mathematische Werkzeuge zur Prognose des Verhaltens. Der Experte beleuchtete eine ganze Bandbreite an Verfahren zum Separieren von PFC aus Wasser von elektrischen Verfahren über Membrane bis hin zur chemischen Oxidation und einem Verfahren, das mit Schall arbeitet. Thomas Held bezeichnete diese Ansätze als hoffnungsvoll, doch es seien noch erhebliche Entwicklungsanstrengungen bis zum großtechnischen Einsatz notwendig.

Dr. Jürgen Hölzer, Sozial- und Umweltmediziner an der Universität Bochum stellte Daten aus Tierversuchen und epidemologischen Studien mit Personen vor, die mit Perfluoroctansäure belastetes Trinkwasser konsumiert hatten. Unter anderem konnte er bei gut 300 Personen in Arnsberg an der Möhne deutlich höhere PFC-Werte im Blutplasma nachweisen wie in einer Vergleichsgruppe. Zudem verwies er auf internationale Studien, die Hinweise auf den Zusammenhang zwischen Perfluoroctansäure in Nahrung und Trinkwasser mit niedrigen Geburtsgewichten bei Babys geben. Wissenschaftler sehen zudem Auswirkungen auf die hormonelle Entwicklung von Jugendlichen, die immunologische Entwicklung sowie den Schilddrüsenstoffwechsel. Der Experte berichtete, dass das Umweltbundesamt für die Bewertung von humantoxikologisch nur teil- oder nicht bewertbaren Stoffen die GOW (gesundheitliche Orientierungswerte) entwickelt haben, die sowohl fallspezifisch, als auch stoffspezifisch angewendet werden. PFC ist bereits in geringen Dosen im Körper nachweisbar und hat Auswirkungen. Aktuell werde die akute Toxizität zwar als gering eingestuft. Dennoch fordert Dr. Jürgen Hölzer dringend die Minimierung des Eintrags von perfluorierten Stoffen in Trinkwasser im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes.

Wie die Folgekosten der PFC-Thematik finanziert werden könnten, damit hatte sich Rechtsanwalt Dr. Dominik Greinacher beschäftigt. Die Ursachen seien komplex und nicht mehr zu beseitigen – einzig an den Folgen könne man arbeiten. Dazu stellte er Vergleiche zu anderen Altlasten- und Rückstandfällen weltweit an. Mangels klarer rechtlicher Regelungen läge in all diesen Fällen, wie auch bei der PFC-Thematik, die Herausforderung in der Bewältigung der Situation und die Regelung von Maßnahmen. Wichtig sei hier zum einen das Bündeln von Know-how und eine Finanzierungsbasis, bei der alle Beteiligten einen Teil der Aufwendungen tragen. Wege zu einer Lösung sind nach Meinung des Experten zum einen Verhandlungen, zum anderen der öffentlich Druck durch Betroffene und Medien – flankiert durch rechtliche und politische Schritte.

Dieter Eckert, Rechtsanwalt, Bürgermeister a.D. und ehemals Erster Landesbeamter schloss den Expertenreigen mit seinem Beitrag zu Finanzierungsmöglichkeiten bei der Schadensbeseitigung von PFC und der Innovationsforschung. Da im Falle Rastatt das Verursacherprinzip allein nicht weiterführe, sieht er die Gemeinschaft unter Hinzuziehung von Land, Bund und EU in der Pflicht. Dabei berief er sich auf den angelegten Vorsorgegrundsatz im Grundgesetz (Art.2, Abs.2).

Chronik der PFC-Ereignisse in Rastatt

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